Wie wir die Welt gerechter machen. Mit Sprache.

Frau und Mann lachen sich an
Foto: Unsplash, sept commercial

Ich würde gerne in einer gerechten Welt leben. Das Klima soll sich erholen und geschützt werden. Niemand soll Hunger haben müssen. Alle Menschen sollen gleich behandelt werden. Für Letzteres habe ich einen Plan. Einer, der mit minimalem Aufwand maximale Wirkung zeigt. Ich wette mit Ihnen!

Dafür brauchen Sie kein Geld und keine Zeit. Nur etwas guter Wille wird benötigt, um die Welt ein wenig gerechter zu machen: Wenn wir eine Gesellschaft anstreben, in der Mädchen und Jungen ihre Lebensentwürfe frei gestalten können, müssen wir uns lösen von Stereotypen und Konventionen. Und Sprache ist ein erster Schritt dazu. 

Das Problem

Noch immer wird im Deutschen – dieser wunderbaren, komplexen, ausdrucksstarken Sprache – weitgehend und unhinterfragt das generische Maskulinum benutzt. Überschriften wie «Westschweizer Lehrer sind besorgt», «Leitfaden zum Umgang mit Mitarbeitern» oder «Zufriedene Kunden sind unser höchstes Ziel» sind leider auch 2020 immer noch Alltag. Was meinen Sie, wie viele Menschen haben bei der ersten Überschrift eine Lehrerin vor Augen? Fragt man Kinder nach Sportlern, Künstlern und Politikern, nennen sie wesentlich mehr Männer als Frauen. Sogar in Deutschland, wo eine Frau seit eineinhalb Jahrzehnten an der Spitze ist. Erst auf ausdrückliches Nachfragen nach Politikerinnen, Sportlerinnen und Künstlerinnen fallen ihnen auch weibliche Beispiele ein. Es reicht also nicht aus, mitgemeint zu sein.

«Sprache ist ein bedeutsames Instrument, um Geschlechtergerechtigkeit und Gleichbehandlung zu fördern.»

Bauhaus-Universität Weimar

Na und?

Sprache ist kein isoliertes System, dessen Beurteilung einer Elite unterliegt. Sprache ist alles. Sie durchdringt jeden unserer Lebensbereiche. Fernsehen, Presse, Internet, Instagram, Facebook oder WhatsApp, aber auch unser täglicher Umgang mit Familie und im Arbeitsumfeld: ohne Sprache keine (oder zumindest sehr andere) Kommunikation. Sprache formt unsere Gedanken und Gefühle. Deshalb beeinflusst es unser Weltbild nachhaltig, wenn wir nur in der männlichen Form von Menschen sprechen und schreiben.

Sprache ist aber nicht nur ein ideelles Mittel, die Zukunft zu verändern. Gerade als Unternehmen, das Menschen für sich und seine Dienstleistung gewinnen will, ist es entscheidend, alle anzusprechen, die gemeint sind. Denn viele Frauen und Menschen zwischen den Geschlechtern wissen es nicht nur zu schätzen, wenn sie explizit angesprochen werden, sondern zahlreiche Menschen jeden Geschlechts legen heute auch Wert darauf, Unternehmen zu wählen, die genderbewusst kommunizieren. 

Die Lösung

Die explizite Nennung beider Geschlechter trägt wesentlich dazu bei, Stereotype und Diskriminierung erfolgreich zu reduzieren. Ganz einfach also: Sprechen und schreiben wir von Lehrern und Lehrerinnen, von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, von Kunden und Kundinnen. Der Satz «Die Verkäuferinnen und Verkäufer müssen auch am Samstag arbeiten», bewirkt unterbewusst so viel mehr Positives als es Zeit kostet ihn zu formulieren.

Die höchste Kunst der gendergerechten Sprache ist das Einschliessen aller Geschlechter. Dafür gibt es zahlreiche schriftliche Möglichkeiten wie den Genderstern, den Gender Gap oder den Doppelpunkt. Beim Sprechen wird an der Stelle des entsprechenden Zeichens eine kurze Pause gemacht, der sogenannte Glottisschlag.

Gerne helfe ich Ihnen weiter und berate Sie zu den zahlreichen Varianten gendergerechter Kommunikation.

Für welche Form einer fairen Sprache auch immer Sie sich entscheiden: Sie tun einen wertvollen Schritt in Richtung vorurteilsfreiere Zukunft. Zunächst werden Sie vielleicht ab und zu stolpern und in gewohnte Formen fallen, wenn Sie von Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern, Kindergärtnerinnen und Kindergärtnern sprechen. Aber nach dem ersten Anlauf macht es sogar Spass, die eigenen Bilder im Kopf zu beobachten. 

Wenn Sie und ich und andere mit unseren Kindern, Enkelinnen und Enkeln, Schülerinnen und Schülern, Kunden und Kundinnen beginnen, alle anzusprechen, wird es bald mehr Busfahrerinnen, Kindergärtner, Frisöre und Ingenieurinnen geben. Und die nächste Generation wird freier in der Wahl ihrer Lebensentwürfe sein dürfen. Wetten?!